So wie Forrest Gump seinen Verfolgern davonläuft, so rannte er seinen Gegenspielern davon. Und das ganze Stadion rief: „Lauf Kianz, lauf!“ Der Mann, der mit vollem Namen Kianz González-Froese heißt, war mit Ball am Fuß schneller als drei Verfolger. Am Ende des Sololaufs stand die Vorentscheidung – nach dem 3:0 (1:0) gegen den SV Meppen ist der TSV Havelse erstmals seit dem 2. Spieltag nicht das Schlusslicht in der 3. Liga.
Es war die Szene des Spiels: In der 50. Minute wurde eine eigene Ecke zum Bumerang für den SVM: Niklas Teichgräber klärte den Ball, Froese sprintete hinterher, legte sich den Ball kurz vor dem eigenen Strafraum mit dem Kopf vor, Christoph Hemlein und Max Dombrowka sind erst neben ihm und sehen wenig später nur noch seinen Rücken. David Blacha sprintet mit, erst seitlich, kann sich nicht entscheiden und läuft irgendwann ebenfalls nur noch hinterher. Mit dem achten Ballkontakt schaufelt Froese den Ball mit seinem schwächeren linken Fuß über Keeper Erik Domaschke hinweg ins Tor. „Der Ball sprang vor mir auf“, beschrieb Froese: „Dann habe ich ihn mit dem Kopf angenommen und fing einfach an zu rennen. Irgendwie habe ich es geschafft, alle abzuhängen.“ Sein Trainer Rüdiger Ziehl ist sich sicher: „Er ist mit Ball schneller als ohne.“
Daran kann man sich gar nicht satt sehen!😍 Die Tore der Havelser Jungs für euren perfekten Sonntag!⚽️#tsvhavelse #havelserjungs #soOderso #seit1912 #3liga #Heimsieg #fu3ball #zeigtsuns #magentasport pic.twitter.com/x1YszIOaZp
— TSV Havelse 1912 (@TSVHavelse1912) February 6, 2022
Ganz Havelse hofft wieder
Und vielleicht war es auch diese Szene, die Gästetrainer Rico Schmitt meinte, als er meinte: „Vielleicht war das heute der Unterschied, dass die Havelser den Sieg mehr wollten. In den entscheidenden Momenten waren sie entschlossener und schneller.“ Schon die TSV-Führung durch einen satten Schuss von Leon Damer (34. Minute) hatte Froese vorbereitet – ebenfalls im Anschluss an einen Meppener Eckball. Das 3:0 erzielte der 25-Jährige wieder selbst. Jeron Al-Hazaimeh hatte sich zuvor in den Schuss von Julius Langfeld geworfen und den Ball mit dem Ellenbogen geblockt (73.) – Froese verwandelte den Elfmeter sicher.
Und ganz Havelse hofft wieder! Froese sprach „von einem geilen Tag – für uns alle. Heute genießen wir das.“ Sie genießen den zweiten Sieg in Folge nach dem 1:0 in der Vorwoche bei Türkgücü München. Ja, sie genießen auch den vorletzten Platz, auf den sie seit dem zweiten Spieltag schielen mussten. Zumindest vorübergehend, denn heute kann Würzburg wieder vorbeiziehen. Dennoch sind aus elf Zählern Rückstand auf das rettende Ufer nunmehr drei geworden. Und die Neun-Punkte-Strafe für das insolvente Türkgücü steht ja auch noch aus.
Bilder vom Spiel der 3. Liga zwischen dem TSV Havelse und SV Meppen
"Diesem Rückstand laufen wir immer noch hinterher"
Viele hätten sie schon abgeschrieben, sagte Ziehl. Aber: „Wir haben uns nie aufgegeben und werden das auch nicht tun“, sagte Düker nach dem Duell mit seinem Ex-Klub. Die ersten sieben Spiele ohne Zählbares seien für „superbitter“ gewesen. „Diesem Rückstand laufen wir immer noch hinterher. Aber seitdem haben wir uns gefangen und nicht zuletzt heute gezeigt, das wir gegen jeden Gegner bestehen können“, sagte Düker. Ziehl spielte trotzdem den Partykiller: „Die Jungs dürfen heute feiern, aber um 11 Uhr ist morgen Training.“
Damer hat es mit seinem Freistoßtor beim 1:1 in Magdeburg nicht in die Auswahl zum Tor des Monats Januar geschafft. Froese ist der nächste heiße Kandidat.
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